music and word
Hand heb* ich hätt da noch ne Frage:
Warum jammert die Musikbranche über zu wenig Wachstum?

Hm…klarer Fall von Bewegungsunfähigkeit und Scheuklappenliebe würd ich sagen. „Nee ich find die Klappen cool, die setz ich nich ab“ - Gut. Setzen 6 und noch mal von vorn bitte!

Die Musikbranche an sich ist nichts anderes wie jedwede andere Branche in der Wirtschaft auch. Es wird genauso gearbeitet wie überall, denn die Grundfunktionsstruktur ist die Gleiche wie in jedem anderen Unternehmen auch. Liegt es vielleicht an der Arroganz von so manchen, die von sich behaupten: „Wir sind Kreative, bei uns läuft das alles anders ab“ oder liegt es einfach nur an der sogenannten „Geldgeilheit“ a la Dieter Bohlen? Oder sind es einfach nur die alten und eingefahrenen Strukturen von denen man sich nicht lösen kann, weil sie irgendwann einmal sehr gut funktioniert haben? Der Mensch ist ganz klar ein Gewohnheitstier. Wer aber ein guter Beobachter ist, der wird feststellen, dass die ganze Welt ständig in Bewegung ist, körperlich und geistig. Was gestern funktioniert hat, kann morgen schon total überholt sein. Bestes Beispiel dafür mag derzeit wohl MTV-Europe sein. Es liegt nicht am Internet, wie so manche „Fachleute“ behaupten. Es liegt eher daran, dass schlichtweg der Nachwuchs vergessen wurde. Nicht der musikalische Nachwuchs, sondern die jungen Konsumenten. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die komplette Wirtschaft. Man fokussiert sich immer so schön auf Zielgruppen wie die 16 – 25jährigen. Der gute Beobachter weiss jedoch, dass jede neue Generation dieser Zielgruppen völlig anders tickt und völlig andere Vorstellungen vom Leben an sich entwickelt.

Meines Erachtens unterscheiden die heutigen „jungen Wilden“ nicht mehr zwischen einzelnen Musikgenren sondern nur noch zwischen „gefällt mir“ und „gefällt mir nicht“ und das nicht erst seit es Facebook gibt. Selbst der musikalische Nachwuchs tut sich zunehmend schwer damit seinen Sound in eine Schublade zu packen. Ist es nun Elektropop oder doch eher ne Form von Dancehall? Ist es Grunge oder doch Alternative? Ja was denn nun?

Es ist ganz einfach Sound, schlichtweg Musik. Selbstverständlich kann man ohne ein Genre den Sound nicht sonderlich gut vermarkten, is klar ne.

Um letztendlich auf dem deutschen Markt wieder Wachstum zu generieren sollte man den Fokus auch auf Deutschland legen. Wir haben hier eine unglaubliche Fülle an sehr guten Nachwuchskünstlern (in allen Genren und Sprachen), die es jedoch sehr schwer haben sich hier zu Lande zu platzieren. Das mag wohl zum einen an den Majors liegen, die nach wie vor den Deckel auf der ganzen Wirtschaftsmaschinerie haben und nur das vermarkten was hauptsächlich aus dem Ausland kommt und dort bereits erfolgreich war und zum anderen an unseren Medien (Print, Radio, TV) die am Rockzipfel der Majors hängen.

Ein sehr gutes Beispiel dafür ist die Kaiserslauterner Band „Winterland“. Diese Band hat einen riesigen Fanpool und stürmte erst kürzlich die amazon Downloadcharts, im Bereich Rock, auf Platz 1! Beim SWR3 gingen zeitweise über 300 (!) Fananfragen ein und niemand wollte etwas davon wissen, obwohl der SWR3 mehrmals durch das Label der Band bemustert wurde. Sind denn nicht die Fans der ausschlaggebende Faktor für Erfolg und Misserfolg einer Band? Immerhin bringen ausschließlich sie die Kasse zum klingeln. Da muss ich mich ernsthaft fragen was da so im Oberstübchen eines Musikredakteurs vor sich geht. Auch der mdr muss sich jetzt eine Klatsche abholen. Winterland in den online-User-Charts auf Platz 1 und der Song „Alles geht“ wurde nicht im Radio gespielt. Was´n da los? Ist das eine neue Form von geistiger Umnachtung oder der „Ich spiel 50 mal am Tag Shakira Wiederholungs-Virus“? Mit Verlaub, Shakira ist eine sehr gute Künstlerin, dennoch zeichnet sich durch die x-fache Wieder-Wiederholung so mancher Künstler ein Bild ab, was mir und zahlreichen Fans gar nicht gefällt. Immerhin verdient der Künstler sein Geld auch damit, wenn er im Radio läuft. Man könnte da ja fast schon Korruption unterstellen. Fakt ist, dass durch diese Endlos-Wiederholungsschleifen die Zahlen der Hörer massivst in den Keller fallen und man gewisse Songs einfach nicht mehr hören kann. Man quält sich durch den Radiodschungel um endlich mal einen Sender zu finden der sich nicht ständig wiederholt. Fündig wird man dann eher im Internet und im Zuge der aufstrebenden App-Generation läd man sich einfach das jeweilige Radioapp auf den Mp3-Player und gut is.

Nachhaltigkeit und langfristiger Erfolg kann nur generiert werden, wenn man sich auch um den Nachwuchs kümmert. Egal ob es sich um einen Nachwuchsfan oder Nachwuchskünstler handelt. Als Musikschaffender in den Medien muss man seinen eigenen Musikgeschmack hinten anstellen und persönliche Befindlichkeiten gegenüber manchem Indielabelcheffe spielen auch keine Rolle. Es geht hier ausschließlich um die Band, den Künstler und seiner Art der Musikschaffung und ob es dem Fan gefällt oder eben auch nicht.

Lasst uns gemeinsam die Branche revolutionieren und den Fokus auf die Künstler und ihre jeweilige Persönlichkeit legen, dann kommt der Erfolg von ganz alleine!

(c) by misselyn

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ladylulu, Sonntag, 16. Januar 2011, 16:47
ich mag deine Sicht der Dinge!
Du triffst die Sache auf den Punkt.

music and word, Sonntag, 16. Januar 2011, 17:25
lieben Dank!!